Laborgeschirr

LABORPRAXIS

der Alchemie

Zen in der Kunst, das Laborgeschirr abzuwaschen

Beitrag von Karl Hollerbach
aus Hermes Nr. 16

1) Rückstände

Die primäre Frage ist: Was habe ich eigentlich zu entfernen. Was sind also die adäquaten Mittel, um diese Rückstände auf- oder abzulösen. Und bei der Auswahl dieser Mittel sollten wir behutsam vom milden zu immer stärkeren gehen.

Die meisten Rückstände haben entweder sauren bzw. alkalischen oder hydrophilen bzw. hydrophoben Charakter. Wenn wir uns unsicher sind, zu welcher Gruppe sie ganz oder überwiegend gehören, fährt häufig eine Schaukelbehandlung, eine wechselnde Anwendung von Säure und Lauge, von Wasser und Alkohol zum Erfolg.

a) Fettige (lipophile bzw. hydrophobe) Rückstände

Sie ergeben sich sowohl beim direkten Arbeiten mit fetten Ölen, tierischen Fetten, als auch sekundär durch Umsetzungen des Pflanzenmaterials. Man erkennt sie recht gut daran, dass sie durch Wasser nicht normal benetzt werden, es läuft meist schlierig davon ab. Häufig haben wir noch andere Substanzgruppen dabei (Harze usw.).

Man sollte es zunächst ganz einfach mit herkömmlichen Spülmitteln versuchen. Erst wenn diese versagen, kann man mit scharfen und konzentrierten Laugen (Kali- oder Natronlauge) herangehen oder es dann weiter mit den vermittelnden organischen Lösungsmitteln wie Alkohol oder Aceton versuchen.

b) Pflanzliche Niederschläge

In den allermeisten Fällen lassen sich pflanzliche Rückstände und Niederschläge sehr gut durch Laugen lösen. Alle Harze, Gerbstoffe und bis auf die Alkaloide die meisten pflanzlichen Inhaltsstoffe werden schon durch schwache Laugen (Soda) in Lösung gebracht. Häufig reicht es schon, wenn man ein paar Bröckchen Kristallsoda mit wenig warmem Wasser in eine Flasche gibt, und der hartnäckige Rückstand löst sich wie durch Zauberhand innerhalb weniger Sekunden.

c) Mineralische Niederschläge

Sie sind nicht über einen Kamm zu scheren. Dafür ist die Vielfalt der Möglichkeiten zu groß. Zu allererst einfach heißes Wasser versuchen. Wenn das allein nicht ausreicht, kann man sagen, dass ein Wechselbad von Säure und Lauge meist recht gut zum Ziel führt. Hierzu nimmt man vor allem Salzsäure und Salpetersäure einerseits und Natron- oder Kalilauge andererseits, da die Chloride und Nitrate sowie die Kalium- und Natriumsalze durchwegs sehr gut löslich sind.

Beim Entsorgen der Spüllösung bitte klären, ob diese giftige, schwermetallhaltige Salze enthalten kann. Dann ist es Sondermüll!!!

d) Eingebranntes, verkohltes Material

Dies stellt die härteste Nuss in der spagyrischen Spülküche dar. Eine wilde Mischung von Kohle, versinterten Mineralien (Asche/Salz), teerartigen und harzigen Substanzen. Hier helfen meist nur mehrstufige Reinigungswege, zum Beispiel nach einem vorangehenden Entfetten ein Laugen/Säure-Wechselbad und als abschließender Versuch Caro'sche Säure - oder Neukauf.

2) Gefäße

Grundsätzlich und für alle Gefäße gilt: Vorsicht vor scharfen, vor allen scharfkantigen Scheuermitteln. Diese verletzen, wenn auch nur geringfügig, die glatte Oberfläche und führen so beim nächsten Benutzen dazu, dass sich Niederschläge und Rückstände wesentlich schneller und fester in den Gefäßen einnisten. Das gilt vor allem für Scheuersand, Scheuerpulver und Metallschwämme - aber auch schon die normalen Schaumstoffschwämme mit dem meist grünen Scheuervlies können bei weichen Oberflächen Schaden anrichten. Scheuerpulver wie Ata, Imi usw. enthalten Quarz, Aluminiumoxide, Schmirgel/Korund u.a. in feiner Körnung. Sie haben in jedem Fall eine erheblich höhere Mohs'sche Härte als Glas oder Email und können so deren Oberfläche anritzen.

Um sicherzugehen, sollte man auf die milderen milchartigen Scheuermittel zurückgreifen oder mit "weichen" Pulvern wie Schlämmkreide, Wiener Kalk o.a. arbeiten. Bei letzterem handelt es sich um feinstvermahlenen gebrannten Dolomit.

Die mineralischen Gefäße (Steinzeug, Porzellan, Glas, Pyroflam, im weiteren Sinn auch emaillierte Metallgefäße) sind meist sehr widerstandsfähig gegen Säuren und Laugen, während die Metallgefäße vor allem von Säuren leicht angegriffen werden. Das gilt für die Reinigung genauso wie für die Verwendung.

a) Gefäße nach dem Material

i) Glasflaschen, -kolben

sind meist aus Borosilikat- oder härteren, meist sehr widerstandsfähigen Glassorten. Aber alle Gläser werden durch Laugen, auch schwache Laugen angelöst und dadurch stumpf. Dies geschieht vor allem beim Destillieren und Abdampfen von salzhaltigen Lösungen. Die hohen Temperaturen, die bei Trockendestillationen (Pflanzen, Aquafort, mineralische Arbeiten) notwendig werden, halten normale Durankolben nur sehr begrenzt aus. Quarzkolben sind andererseits erheblich teurer, bruchgefährdet und halten auch nicht unbedingt länger.

Manchmal bleibt im Kolben auch nach sehr gründlicher Säuberung ein milchiger Schleier, der erst beim Trocknen sichtbar wird. Hierbei handelt es sich normalerweise nicht um Niederschläge, sondern der Kolben ist im unteren Bereich durch die Einwirkung von alkalischen Salzlösungen angeätzt bzw. ausgelaugt. Hierzu genügt es zum Beispiel, eine Essenz über zwei Wochen bei Bruttemperatur zu zirkulieren.

ii) Porzellan/Steingut/Steinzeug

Speziell bei Porzellangefäßen, die in Form von Abdampfschalen und Tiegeln höheren Temperaturen ausgesetzt sind, kommt es recht häufig dazu, dass die Glasur mit Asche und Salzen zusammensintert. Glasuren stellen eine Art von Glas dar, das bereits bei niedrigeren Temperaturen schmilzt als der eigentliche Porzellankörper. Daher sollte man (vor allem für alle trockenen Arbeiten wie das Kalzinieren) eher unglasierte Tiegel verwenden.

iii) Pyroflam

Hierbei handelt es sich um eine besonders hitzefeste, bzw. temperaturwechselfeste Art von Glas. Die Oberfläche der Gefäße ist auch nach extremem Erhitzen noch sehr stabil und glatt. Sie sind sehr resistent gegen Lösungsmittel; Rückstände lassen sich sehr gut daraus entfernen. Als Idealgefäße für Veraschungen lassen sie sich mit etwas Sodalauge und einen Scheuerschwamm unproblematisch reinigen.

iv) Metallgefäße

(1) emailliertes Metall

Hier ist das relativ empfindliche Metall (zum Beispiel Gusseisen) durch eine dünne aufgebrannte Glasur geschützt. Diese Glasur unterscheidet sich nicht wesentlich von der keramischer Gefäßen, sie sind also entsprechend zu behandeln.

(2) Edelstahl

ist durch eine spezielle Mischung mit Chrom, Vanadium und anderen Metallen rostfreie und relativ resistente Eisenlegierung und für viele Anwendungen hervorragend geeignet. Es gibt spezielle Scheuermittel und Schwämme. Zur Politur eignet sich Wiener Kalk auf einem feuchten Waschleder.

(3) Kupfer, Gusseisen, Aluminium u.a.

Kupfer, Guseisen und Aluminium bauen normalerweise im Lauf der Benutzung eine Schutzschicht auf, die erheblich widerstandsfähiger (inerter) gegen lösende Substanzen ist als das reine Metall. Beim Reinigen müssen wir daher besonders vorsichtig sein, um diese sehr dünne und mechanisch empfindliche Schicht zu erhalten. Daher sollten Gusseisenpfannen und Töpfe auch nie mit scharfen Spülmitteln oder Scheuermitteln behandelt werden. Das gleiche gilt für uns.

Wenn wir Metallgefäße (Edelstahl, Kupfer) zum Veraschen von Pflanzenmaterial verwenden, besteht die Gefahr, dass Spuren des Gefäßmetalls von der glühendheißen Asche gelöst werden und so in das Salz mit eingehen. Ich habe verschiedentlich deutlich durch Eisen oder Chrom gelb gefärbte Salze gesehen, die aus dem gleichen Pflanzenmaterial so nie entstanden, wenn in Email, Pyroflam oder Porzellan gearbeitet wurde.

b) Gefäße nach der Form

i) Kolben

werden am besten mit Bleischrot oder Rundbürsten gereinigt. Festsitzende Krusten im oberen Bereich erreicht man mit gebogenen Bürsten oder Hölzern (siehe unten).

ii) Rohre und Schläuche

Kurze Stücke Rundbürsten der verschiedenen Größen. Längere Teile mit Schrot und wenig Wasser, am besten durch eine lange Schnur (mindestens 20 cm länger), in die man mittig ein Stückchen Stoff einknotet und in dem Rohr oder Schlauch mehrfach hin- und herzieht. Das Einfädeln kann man mit einem Stück Draht erleichtern.

iii) Gefäße mit zwei Öffnungen

(zum Beispiel Kühler, Aludel-Kolben usw.)  man tut sich leichter, wenn man alle bis auf eine Öffnung mit passenden Stöpseln verschließt.

Manchmal ist es wesentlich sinnvoller, Einmalgeräte zu verwenden. Gerade bei der Anwendung höherer Temperaturen über längere Zeit, wie zum Beispiel beim Kalzinieren oder bei der Trockendestillation von Kräutern, gehen auch Porzellantiegel, Stahlpfannen und Duran-Kolben in die Knie oder die Pflanzenreste werden so intensiv eingebrannt, dass eine Reinigung unmöglich ist. Hier helfen Phantasie und Bastelgeschick. Man muss selbst experimentieren, zum Beispiel mit Saftflaschen o.ä. und sich selber dichte Verbindungen zu den Destillationsaufsätzen basteln.

Weitere Informationen zu dem Thema "Gefäße und Geräte" wollen wir in einer der nächsten Hermes-Ausgabe ausführlich zusammenstellen.

3) Hilfsmittel

a) Mechanische Hilfsmittel

Die mechanische Reinigung sollte eigentlich die Grundlage jeden Spülens darstellen. Mit Bürste und evtl. etwas Schrot kann man die meisten anderen Verfahren wirksam unterstützen.

i) Bürste

Klassisches Hilfsmittel. Entweder die klassische Spülbürste oder die runden "Reagenzglasbürsten" in einen doppelten Drahtwendel sind Borsten eingefasst. Diese Rundbürsten gibt es nahezu in allen Dimensionen, vom Pfeifenreiniger bis zu Ofenrohr-Formaten. Vorsicht mit Rundbürsten, die an der Spitze nicht durch einen "Plüm" geschützt sind, damit kann man sehr rasch den Boden durchstoßen.

ii) Wattestäbchen

sind sehr praktisch für das Putzen von kleinen und dünnen Teilen.

iii) Holz/Draht

Zitat: "Verunreinigungen an unzugänglichen Stellen, zum Beispiel an der oberen Innenwand von Glaskolben, lassen sich mit einem gebogenen Holz abschaben." Solche Hölzer biegt man sich nach Bedarf über heißem Dampf oder nach Einweichen in kochendem Wasser.

iv) Schrot

Bleischrot ist eins der besten Hilfsmittel, um enghalsige Kolben und Flaschen sauber zu bekommen. Geben Sie wenig Wasser und etwas Bleischrot hinein. Vielleicht etwas Spülmittel oder Soda. Lassen Sie die Schrotkugeln in dem Gefäß kräftig kreisen. Ausgießen durch ein engmaschiges Sieb (Teesieb) - die Bleikügelchen bleiben Ihnen sonst garantiert im Siphon des Ausgusses liegen.

Mit viel Wasser funktioniert das nicht so gut, da ist der Kontakt der Bleikugeln zur Flaschenwand geringer. Und nehmen sie keinen Sand oder Split. Bleikugeln sind weich und lassen die Glaswand unbeschädigt. Einmal Sand verwendet und alles ist verkratzt.

Sie bekommen ihn in Jagdbedarfsgeschäften oder im Laborhandel. Wenn Sie keinen auftreiben können, gehen auch Eierschalen mit ganz wenig Wasser.

v) Scheuerpulver

Scheuerpulver sind heute Mischungen von feinen Quarz- oder Aluminiumoxid-Pulvern mit Tensiden. Sie sind sehr praktisch, wenn man dickere, hartnäckige Ränder entfernen muss, die sich nicht mit den beschriebenen Mittel auflösen lassen. Andererseits hinterlassen sie mikrofeine Scheuerrillen.

vi) Scheuerschwämme

Meist Verbundschwämme aus einem weichen Schaumstoff mit einem sehr rauen und kräftigen Kunststoff-Vlies. Nicht so derb wie Stahlwolle, aber ähnlich effektiv und nur wenig schonender.

vii) Luffa-Schwämme

sind das Fasergerüst einer Gurkenart, das nach dem Einweichen in warmem Wasser eine Art festen, aber doch schonenden Scheuerschwamm ergibt. Man kann sie mit fast allen Putzmitteln einsetzen.

viii) Mikrofaser-Produkte

sind eine moderne Entwicklung, die verspricht, ohne Putzmittel auszukommen. Das funktioniert nicht immer und nach meiner Erfahrung scheuern diese weich erscheinenden Tücher doch recht kräftig.

b) Hitze (Ausbrennen)

Lassen sich Rückstände nicht durch Lösungsmittel oder Anwendung mechanischer Gewalt entfernen, hilft manchmal Hitze: einige Stunden im Brennofen bei milder Temperatur (rund 500 - 800°C).

c) Lösungsmittel

Bei allen Lösungsmitteln kann und sollte man häufig mit wenig Lösungsmittel spülen. Die zweite Spüllösung kann dann die groben Rückstände im nächsten Gefäß aufnehmen.

i) Wasser

Ist das beste und universellste Lösungsmittel überhaupt. Heißes Wasser, verbunden mit mechanischer Reinigung durch Bürste, Schaber oder Schrot schafft die meisten Reinigungsprobleme weg und belastet die Umwelt am wenigsten.

ii) Laugen

(1) Starke Laugen

Kalium- und Natriumhydroxid lösen sich in Wasser unter starker Wärmeentwicklung zu sehr aggressiven Laugen. Hiermit lassen sich nahezu alle Harze und Gummiharze (Propolis, Weihrauch, Myrrhe, Bernstein), aber auch die gerbstoffhaltigen Rückstände aus Tinkturen, eingedickten fixen "Sulphura" usw. leicht lösen. Auch die eingebrannten Rückstände aus Glühtiegeln oder Calcinier- oder Kristallisierschalen gehen damit meist leicht in Lösung. Besondere Vorsicht im Umgang erforderlich!

(2) Schwache Laugen

Die Alkali-Carbonate (Kalium- und Natriumcarbonat bzw. -hydrogencarbonat oder Borax) sind demgegenüber deutlich milder in der Wirkung, reichen aber für die Beseitigung pflanzlicher Niederschläge meist völlig aus. Die Lauge sollte aber recht konzentriert angesetzt werden, also etwas 1 Teelöffel Soda auf 20 - 50 ml Wasser. Die wasserhaltige Kristallsoda löst sich rascher auf, ist aber weniger ergiebig als die kalzinierte Soda.

iii) Säuren

(1) Schwache Säuren (zum Beispiel Essigsäure)

Klassisch und auch im Haushalt angewandt zum Entfernen von Kalkstein. Damit lösen wir nur die leicht löslichen mineralischen Niederschläge, zum Beispiel in Kristallisierschalen.

(2) Mineralische Säuren (zum Beispiel Salzsäure)

Rohe Salzsäure (ca. 38%) ist die billigste, effektivste und umwelttechnisch gesehen harmloseste der scharfen Säuren. In ihr löst sich ein Großteil der säurelöslichen Niederschläge rasch auf. Sie wird zum Beispiel durch Natron- oder Sodalauge zu Kochsalz neutralisiert und kann verdünnt und in kleinen Mengen unproblematisch in den Abfluss gegeben werden. Salpetersäure (60%) hilft besser gegen Silber-Rückstände.

(3) Oxidierende Säuren

Hierzu rechne ich vor allem die in älterer Literatur gelobte Chromschwefelsäure und die leider wenig benutzte Caro'sche Säure. Wir sollten sie insgesamt für die schwierigsten Fälle reservieren, zum Beispiel organische Rückstände, die in anderen Medien unlöslich geblieben sind.

Chromschwefelsäure, eine ”5%ige Lösung von CrO3 oder Na2Cr2O7 in 90%iger Schwefelsäure löst zwar eine Vielzahl von Rückständen auf (einige Stunden bis Tage Einwirkung) und ist gut haltbar, ergibt aber hochgiftigen Sondermüll. Wir sollten sie daher nicht mehr verwenden.

Caro'sche Säure ist eine ad-hoc-Mischung von etwa gleichen Teilen konzentrierter Schwefelsäure mit 30%igem Wasserstoffperoxid. Dabei entsteht eine Peroxyschwefelsäure, die fast alles "auffrisst" - Papierschnitzel lösen sich zum Beispiel innerhalb von wenigen Sekunden spurlos auf, Fingerkuppen brauchen nur ein wenig länger. Unbedingt Schutzbrille, Gummihandschuhe verwenden, nach Möglichkeit in einem Abzug oder im Freien arbeiten.

Die Haltbarkeit dieser Säure beträgt maximal wenige Stunden, sie kann aber schnell "ex faustibus" in kleinen Mengen zusammengegossen werden. Beim Mischen bitte beachten: Wasserstoffperoxid in einem Kolben vorlegen, dann langsam - und vorsichtig!!! - die Schwefelsäure zugießen. Es kocht, schäumt und sprudelt. Einwirkzeiten von mehreren Minuten bis zu zwei Stunden reichen meist aus. Die Mischung eignet sich auch, um zugesetzte Sinterfilter (zum Beispiel in Glasfritten-Tiegeln) zu reinigen.

iv) Organische Lösungsmittel

Sind vor allem bei der Pflanzenarbeit einzusetzen. Sie wirken am besten, wenn man sie möglichst sofort nach Gebrauch der Gefäße anwendet.

(1) Alkohol/Aceton und andere polare organische Lösungsmittel

Mit Alkohol (Ethanol in Form von reinem Weingeist, für Reinigungszwecke aber auch der ca. 93%ige Brennspiritus - aber auch Isopropanol) und Aceton lassen sich die meisten Lösungsprobleme im organischen Bereich lösen. Außerdem haben sie den Vorteil, relativ ungiftig zu sein und sich mit Wasser beliebig zu mischen. Wir können sie also genügend verdünnt in den Ausguss geben.

(2) Benzin/Ether und andere unpolare organische Lösungsmittel

Sie haben manchmal einen kleinen Vorsprung bei stark verfetteten Gefäßen. Wir brauchen sie aber eher zum Entfernen von Etiketten, Kleber, Beschriftungen usw. Vorsicht wegen der Brennbarkeit und zum Teil der Explosivität der Gase!

v) Lösungsvermittler

Das sind die klassischen Spül- und Waschmittel: entweder die althergebrachten wie Seife, in gewissem Sinn auch Borax und Soda, sowie die Vielzahl der modernen Tenside, wie wir sie aus den Spülmitteln kennen. Sie nützen Ihnen aber eigentlich nur etwas beim Entfernen fettiger/lipophiler Rückstände. Sonst haben sie im Labor nichts verloren, da sie ihrerseits wiederum schwer wieder zu entfernen sind.

Eine spezielle, fast schon alchemistische Art von Lö
sungsmittel für Fette stellen die Pinselreiniger dar. Sie haben eine ganze Reihe von Eigenschaften mit den klassischen Menstrua, Alkahesten usw. gemein. Sie bestehen aus einer Mischung von Tensiden, Laugenanteilen, hydrophoben und hydrophilen organischen Lösungsmitteln. Fette, Harze und verharzte organische Substanzen werden oft sehr leicht in Lösung gebracht und können dann mit warmem Wasser ausgespült werden. Sie stellen aber leider auch eine ziemliche Belastung für das Abwasser dar.

Beim Ausspülen - gleich mit welchem Lösungsmittel - sollten wir eins beachten: fünfmal mit 10 ml (=50 ml) Ausspülen bringt erheblich mehr Sauberkeit, als einmal mit 100 ml. Das liegt daran, dass sich beim Lösen von irgendwelchen Substanzen immer ein Lösungsgleichgewicht einstellt, so dass beim mehrfachen Spülen mit kleinen Flüssigkeitsmengen rascher alle Rückstände entfernt werden, als bei mehreren Spülgängen mit viel Lösungsmittel. Gute Waschmaschinen funktionieren auch nach diesem Prinzip. Dazwischen die Spüllösung möglichst vollständig ablaufen lassen!

Am Schluss spülen wir ein- bis zweimal mit destilliertem Wasser aus und lassen die Gefäße mit der Öffnung nach unten (zum Beispiel an einem Trockengestell) ablaufen. Zum Abtrocknen am besten vielfach gewaschene Baumwolltücher verwenden. Alte Unterhemden sind ideal dazu.

Hier mächte ich meine Bitte noch einmal wiederholen. Bitte geben Sie nicht unbedacht die Spüllösungen und die Rückstände in die Kanalisation, den Hausmüll oder auf den Kompost. Spülmittel, die normalen Säuren oder Laugen sind diesbezüglich in haushaltsüblichen Mengen unproblematisch. Aber zum Beispiel Chromschwefelsäure ist ein schweres Umweltgift und sollte deshalb allein schon nicht mehr verwendet werden, weil es bessere und weniger schädliche Alternativen gibt. Rückstände aus der Arbeit mit Antimon, Blei, Quecksilber, Arsen und all den anderen natürlichen Mineralien oder Metallsalzen sind ebenso gefährlicher Sondermüll und sollten richtig deklariert dort abgegeben werden. Flüchtige bzw. brennbare Lösungsmittel lässt man am besten verdunsten oder brennt sie vorsichtig in kleinen Portionen ab. Dazu immer nur in kleiner Menge auf flachen Schalen ausgießen und mit einem Fidibus von der Seite anzünden. Alkohol oder Isopropanol kann man entsprechend verdünnt durchaus in den Abfluss geben. Aber schon bei Aceton, das mit Wasser beliebig mischbar ist, gibt es Bedenken, da es die Bakterienbesiedlung der Klärwerke schädigen soll. Bei den normalerweise verwendeten geringen Mengen von wenigen Millilitern, die beim Spülen verwendet werden, dürfte das allerdings auch kein besonderes Risiko darstellen. Aber vollends die unpolaren Lüsungsmittel wie Benzin, Xylol, Methylenchlorid u.a. haben nichts im Abfluss zu suchen.

d) Schmelzen

Dieser Weg dient eigentlich eher dazu, den unlöslich gewordenen Rückstand selbst zu gewinnen. In der anorganischen Analytik werden Schmelzen mit Soda, Pottasche oder Borax benutzt, um Niederschläge zu "knacken" die sich auch den scharfen Säuren und Laugen widersetzt haben. In der Antimonarbeit benutzen wir diesen Trick auch, um das hochschmelzende Antimon-Trioxid zu einem Glas zu schmelzen und auszugießen. Hinterher kann man das Glas dann pulverisieren, das Lösungsmittel (zum Beispiel Borax) herauswaschen. Diese Verfahren kann man auch einsetzen, wenn man einen Colcothar aufarbeiten oder sich einmal an einem Caput Mortuum versuchen möchte.

Die meisten Schmelzen sind alkalisch, es können aber auch saure Salze (Natriumbiphosphat, Kaliumhydrogensulfat) für saure Aufschlüsse verwendet werden. Die Arbeit mit diesen Schmelzen ist hochinteressant, ihre weitere Darstellung würde diesen Rahmen sprengen.

Es kommt nicht selten vor, dass es uns auf keine Weise gelingt, den Kolben wieder spurenfrei blank zu bekommen. Wir können in diesen Fällen aber meist davon ausgehen: Wenn alle beschriebenen Reinigungsverfahren versagt haben, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass auch der nächste Gebrauch des Kolbens davon nichts herunterbekommt. Diese Rückstände stören also dann nicht unbedingt. In der mineralischen und metallischen Arbeit sollte man aber damit vorsichtig sein. Salzschmelzen zählen mit zu den stärksten Aufschlussmitteln und je nach verwendetem Mineral (Antimon-, Arsen-, Quecksilber-, Bleiverbindungen usw.) sind sie auch in Spuren giftig genug. Ich habe nach einem Antimon-Seminar mehr als ein halbes Jahr gebraucht, bis das ganze Labor wieder halbwegs "sauber" war und nicht alles vom Antimon beeinflusst und geprägt war.

Noch einige Bemerkungen, die nicht direkt mit der Reinigung zu tun hat, im weiteren Sinne aber vielleicht doch dazu gehören.

Ein weiteres Problem ist das Festbacken von Schliffen. Das können die schönen dichten Schliffstöpsel in Standgefäßen sein, die sich nach einer gewissen Lagerzeit festgefressen haben oder auch die Schliff-Verbindungen einer Destillationsapparatur. Also:

Wie kann ich das Festbacken vermeiden und dennoch einen sicheren und dichten Verschluss bekommen?

Standgefäße mit eingeschliffenen Stopfen zur dichten Aufbewahrung von Flüssigkeiten sind schon wesentlich länger im Gebrauch als die Schliff-Verbindungen bei laborantischem Gerät. Sie wurden in früherer Zeit ohne genaue Normierung per Hand eingerieben und fraßen sich je nach Inhalt sehr gern fest. In den Apotheken war es klar, dass man zum Beispiel in die Schliffe von Myrrhentinktur- oder Essigsaure-Tonerde-Flaschen ein Stückchen dünner Schnur hineinhängen lassen musste, um die Flasche nach Tagen oder Wochen wieder öffnen zu können. Das Ergebnis war dann immer noch ein dichterer Verschluss als mit Kork, und vor allem ohne das Risiko, dass Krümel den Flascheninhalt verderben könnten.

In der Vor-Schliffzeit, also vor rund 80-50 Jahren, waren die Einzelteile einer Destillationsapparatur zum Beispiel mit Gummischlauchstücken verbunden. In der "archaischen" Zeit unserer alchemistischen Ahnen dienten dazu ausgefuchste Mischungen von Glaspulver, Ton, Kalk, Lehm, Knochen- und Blasenleim, Harzen und anderen Zutaten - die Zusammensetzung war oft ein sorgsam gehütetes Geheimnis, eben der Leim/Lehm der Weisen. Kolben waren häufig auch Einwegartikel, vor allem in der mineralischen Alchemie waren sie Temperaturen ausgesetzt, die dazu führten, dass die mit Lehm dick beschlagenen Retorten zwar zerbarsten, aber wenigstens den Inhalt wiedergewinnen ließen.

Ursachen für das Festsitzen von Schliffen sind vor allem

  1. Verklebungen der Kontaktflächen durch Eintrocknen von harzigen Lösungen, das Verharzen von Ölen oder Auskristallisieren aus salzhaltigen Lösungen. Nur in seltenen Fällen, bei sehr aggressiven Laugen kann das Glas soweit angelöst werden, dass es hinterher mit der Lauge zu einer Art Wasserglas reagiert und dann absolut unlöslich zusammenwächst.
  2. Verklemmen der Schliffe durch Verkanten beim Zusammenbau der Apparatur oder unterschiedliche Ausdehung der Teile. Wenn zum Beispiel durch unglückliche Zufälle die Schliffhülse stärker erhitzt wird als der Kern (2 und dieser fest hineingedrückt wird, zieht sich die Hülse beim Abkühlen so fest um den Kern zusammen, dass sie eben nur durch Erwärmen wieder zu trennen sind.


Das bekannteste Mittel ist das sparsame (!!) Einfetten des Kerns einer Schliff-Verbindung. Der Kern ist der "Junge", der konische, außen geschliffene Teil, der in die Hülse gesteckt wird. Verwendet wird hierzu vorwiegend die recht neutrale weiße Vaseline oder das etwas festere Schliffett. In jedem Fall darf nur ein wenig dieses Schmiermittels in der Mitte des Schliffs ringförmig aufgetragen werden. Problematisch hieran kann sein, dass bei manchen Arbeiten geringe Mengen dieses Fetts gelöst und in das Endprodukt hineingetragen werden. Ich habe den leisen Verdacht, dass bei manchem Öl, dass aus metallischen oder mineralischen Quellen gewonnen wird, ein mehr oder minder großer Teil primär und simpel Schliffett darstellt. Das wird vor allem beim Umgang mit leicht fettlösenden Menstrua und der großzügigen Verwendung von Vaseline so sein. Der Schüler ist dann besonders glücklich über die reiche Ausbeute.

Ein Hilfsmittel, das uns erst seit kurzer Zeit zur Verfügung steht, ist Teflonband. Es gibt da spezielles Labormaterial, aber genauso gut können wir das Teflonband aus dem Installationsbereich verwenden, das in jedem Heimwerkermarkt oder Haushaltswarengeschäft zu finden ist. Hiervon wickelt man zwei bis drei Touren fest um den Kern, reißt das Band ab (es wird dadurch am Ende dünner) und streicht es glatt. Hier ist absolute Dichtigkeit gewährleistet, der Schliff lässt sich mit großer Sicherheit wieder trennen und von dem fast völlig inerten Teflonband wird nichts in den Kolben gelangen können. Ich persönlich finde diese neue Möglichkeit ideal.

Wie bekomme ich eine festgebackene Schliff-Verbindung wieder auseinander?

Hierzu gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten. Man kann zunächst versuchen, die Hülse vorsichtig außen mit einer kleinen Gasflamme zu erwärmen, indem man sie über einer kleinen Gasflamme (Zündflamme des Bunsenbrenners) dreht. Allerdings niemals, wenn sich im Glas oder Kolben brennbares oder explosives Material oder Reste davon befinden! Beide Glasteile mit einem Tuch anfassen und versuchen, sie durch sanftes Drehen/Ziehen zu trennen. Hierbei nutzt man aus, dass sich die von außen erwärmte Hülse durch die Hitze soweit ausdehnt, dass sie den festsitzenden Kern wieder freigibt. Man darf allerdings nicht warten, bis sich beide Glasteile gleich erhitzt und ausgedehnt haben, auch nicht zu stark erhitzen, weil der Schliff sonst eher noch fester zusammengeht.

Auch hier gilt: Versuch macht kluch, und ohne Lehrgeld in Form von zerbrochenen Gefäßen kommt keiner durch den laborantischen Alltag.

Nächster Versuch: Ein geeignetes Lösungsmittel in den Schliff kriechen zu lassen. Das kann je nachdem alles sein von Wasser, Alkohol, Aceton bis zu Essigsäure oder einer schwachen Lauge - also die weiter oben zum Lösen von Rückständen beschriebenen Medien. Es braucht allerdings häufig mehrere Stunden oder Tage, bis die Verklebungen sich gelöst haben. Lieber etwas länger abwarten.

Und dann das letzte Mittel - der Holzhammer. Richtig: ein nicht zu leichtes Stück Holz, Kunststoff oder Hartgummi , mit dem man den Schliff oder Stöpsel vorsichtig klopfend ringsum bearbeitet. Leichte Schläge schräg von unten gegen den Glasstöpsel wirken am besten. Entweder der Schliff geht davon auf oder er geht ab. Offen ist das Gefäß dann in jedem Fall und so wollten wir's doch haben?! Diese Methode wende ich vor allem dann an, wenn in einem Schliff-Gefäß noch kostbare Flüssigkeit (oder auch Feststoffe sind), zu denen ich sonst keinen Zugang bekomme.

D'Schlüach

Dabei fällt mir noch ein weiteres Randthema ein: die Befestigung von Schläuchen an Kühlern. Vielmehr eher das zerstörungsfreie Lösen dieser Verbindungen. Schläuche lassen sich immer leichter auf die Stutzen von Kühlern aufstecken, als nach einigen Stunden, Tagen oder Wochen wieder davon lösen. Dabei spielt auch das Material, aus dem die Schläuche bestehen, eine große Rolle. Schläuche aus Kautschuk (meist rote Gummischläuche) verkleben häufig fest mit den Stutzen, vor allem wenn sie recht warm geworden sind, schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und vielleicht noch etwas Fett oder Lösungsmittel im Spiel ist.

Polyäthylenschläuche sind fast noch heimtückischer. Sie sind recht steif, ziehen sich beim Kühlbetrieb fest in die Rillen der Schlauchansätze und lassen sich dann häufig nur sehr schwer abziehen. Das geht auf alle Fälle besser, wenn man sie in heißem Wasser erwärmt. Ich mag mir diese billigen Dinger nicht mehr leisten, bzw. nur dort, wo dauerhafte Verbindungen bestehen. Und in diesen Fällen nehme ich lieber die grün eingefärbten, in denen sich nicht so schnell Algen ansetzen.

In beiden Fällen gilt: keine Gewalt anwenden, lieber den Schlauch kurz abschneiden, mit einem scharfen Messer durchtrennen und sorgfältig entfernen - die evtl. vorhandenen Rückstände unbedingt mit Benzin oder Aceton ablösen!

Gute Erfahrungen habe ich mit den etwas teureren Silikonschläuchen gemacht. Sie sind erheblich flexibler und elastischer als die beiden anderen und gehen eigentlich auch nach längerer Standzeit immer gut ab.

Im modernen Laborgerätebau sind die Schlauchstutzen angeschraubt. Also kein Problem mehr. Aber die Teile sind deutlich teurer als herkömmliche Kühler.

Wir können uns aber auch anders behelfen. Einfach am Schlauchstutzen nur ein kurzes Schlauchstück aufstecken und darauf belassen. Der eigentliche Schlauch wird dann mit einem Zwischenstück (Glasrohr, Plastik-Doppelkonus o.ä.) daran aufgesteckt. Diese Verbindung lässt sich dann immer leicht lösen, ohne den Kühler zu gefährden.

Karl Hollerbach


1 Weg heißt in der japanisch/chinesischen Sprachfamilie tao, dau, do - Budo (Stockfechten), Kyudo (Bogenschießen), Judo, Aikido, Karate sind die zum Teil bis zum Äußersten ritualisierten Kampfsportarten, aber es gibt auch "zartere" Künste, wie zum Beispiel die Teezeremonie, Blumenstecken u.a. Und wer jemals einem wirklich guten Sushi-Koch zugeschaut hat, kann sich gewiss vorstellen, dass auch in der Küche ein Weg zur Mitte zu finden ist.

2Dies kann beispielsweise bei ungünstigem Aufbau einer Destillationsapparatur mit einem Bunsenbrenner als Heizung geschehen, aber auch schon, wenn man Kolben und Kühler mit Alufolie o.ä. einpackt.

3 Ich bitte um Entschuldigung, aber seit einem Labor-Seminar, an dem drei gestandene Schweizer teilnahmen, kommen Schläuche bei mir im Labor immer so über die Zunge. (hb)

Die Frage: "Wie bekomme ich diesen versauten Kolben jemals wieder sauber?" hat sich schon jeder von uns gestellt, der schon einmal ein wenig im Labor herumexperimentiert hat. Natürlich ist da kein grundlegender Unterschied zur Arbeit in der Küche. Viele Probleme, viele Lösungsmöglichkeiten gelten für beide Bereiche gleichermaßen. Viele Anregungen habe ich aus dem Küchenschrank meiner Großmutter bekommen - und vieles, was ich im Labor kennengelernt habe, setze ich genauso gern und erfolgreich in der Küche ein. Vorab eins: Für uns selbst ist es genauso nützlich wie für das Geschirr, wenn wir das Reinigen des Werkzeugs nicht als lästige Pflicht auf Seite schieben, einen Berg "Abwasch" ansammeln und dann nach einigen Tagen mit eingetrockneten Rändern, festgebackenen Schliffen und eingebrannten Rückständen zu kämpfen haben, dabei die glatte Oberfläche unserer Kolben ruinieren und so dem rascheren Ansetzen beim nächsten Mal Vorschub leisten. Bei vielen Laborseminaren, an denen ich als Schüler oder Leiter teilgenommen habe, hat sich immer wieder herausgestellt, dass einige Teilnehmer ganz emsig dabei waren, sich um diese "niederen Arbeiten" zu kümmern. Ihnen war es offenbar wichtig, klare Verhältnisse zu haben.

Der Zen-Weg in seiner ganzen Vielfalt zielt darauf hin, durch die verschiedensten Techniken wie ZaZen, Koan-Meditation und die gestaltenden und Kampf- Künste zur Erkenntnis, ja zur Erfahrung der Einheit aller Dinge, der Nicht-Dualität oder des MU zu kommen. Die letzliche Aussage dieser Nicht-Religion findet sich in nahezu allen gnostischen Traditionen wieder: "La Illaha Ill'allah" - sinngemäß: "Es gibt keinen Gott, wenn er nicht in Allem ist".

Dieses Schlagwort "Zen in der Kunst, das Laborgeschirr abzuwaschen" erinnert ein wenig an den Buchtitel "Zen in der Kunst, ein Motorrad zu warten". Soll es auch. Zu dem Lehrweg, dem Erfahrungsfeld des laborantischen Studiums gehört diese Seite genauso, wie das edle Streben nach Erkenntnis und hochwertigen spagyrischen oder gar alchemistischen Produkten.

In einem Bericht über die Schulung in einem Zenkloster fand ich einmal eine sehr sprechende Geschichte. Einem Schüler war es nach eine langen Reihe von Sesshins gelungen, endlich das Koan, das paradox erscheinende Rätsel zu lösen und so dem Weg zur Erkenntnis des MU näherzukommen. Voll freudiger Erregung ging er im strömenden Regen durch den Garten zum Roshi, dem Lehrmeister, um diesem davon zu berichten. Dieser aber fragte ihn nicht nach der Lösung seines Koan, sondern: "Wo hast du deinen Regenschirm abgestellt?"

Was soll das sagen? Ich verstehe es so: Was nutzt es dir und dem ALL, wenn du zwar die großen Rätsel und Geheimnisse dieser und jenseitiger Welten gelöst hast, aber deine Alltagshandlungen derart unbewusst sind, dass du noch nicht einmal weißt, wo du deinen Regenschirm gerade hingestellt hast.

Solange es mir nicht gelingt, meinen ganz normalen Alltag geordnet und bewusst wahrzunehmen und zu besorgen, wird jeder Versuch zur höheren Entwicklung eben nur ein Sonntagsvergnügen sein. Und das achtsame Umgehen mit ungeliebter Routine entpuppt sich als eine der effektivsten Trainingsstrecken auch für die geistige Entwicklung.

Es geht also darum, gerade den Alltagsdingen und Alltagshandlungen das Bewusstsein und die Aufmerksamkeit zu schenken, die wir nur für die höheren Dinge meinen nötig zu haben. Die Kunst der ständigen Achtsamkeit zu pflegen, als auch zu erkennen, dass "Alles Eins ist", in allen Dingen und Handlungen der Funke Gottes leuchtet.

Es gehört Wissen um das Material dazu, das wir auch auf anderen Feldern der Arbeit erfolgreich einsetzen können. Übrigens war es schon immer so, der alte "Alchemist" hatte sich sogar viel weitergehend um die Herstellung und Pflege seines Werkzeugs zu kümmern. Allerdings finden wir nur in wenigen Werken Texte dazu - der ausführlichste ist wohl die encheria in der 'Alchemie' des Libavius von 1597. Nur stehen uns heute dafür zum Teil wesentlich bessere Materialien und Hilfsmittel zur Verfügung.

Viele der besonders wirksamen Reinigungsmittel sind auch besonders aggressiv für unsere Haut, besonders für die Schleimhäute und Augen. Also bitte: Gummihandschuhe, Schutzbrille!! Auch darf nicht alles an Rückständen und gelöstem Material einfach so in die Kanalisation oder den Mülleimer. Das fängt schon bei dem recht harmlosen Aceton an, dass schon in verhältnismäßig niedrigen Mengen die Bakterien in den Kläranlagen schädigen soll, und hört bei den gelösten Schwermetallsalzen noch lange nicht auf. Wir sollten auch in dieser Hinsicht besonders sensibel sein und unsere Umwelt nicht schädigen, wo wir es irgend vermeiden können. "Die Alten" haben vieles davon noch nicht gewusst und sind mit dem mineralischen Material zum Teil extrem sorglos umgegangen. Dem sollten wir nicht unkritisch nachstreben.

Ich möchte diesen Komplex ein wenig systematisch angehen und zwar von mehreren Seiten.

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