Drusenasche

LABORPRAXIS

der Alchemie

ÜBER DIE WEID-ASCHE, DRUSENASCHE

Intern

Drusen-Asche, Cinis faecinius, Französisch Condre gravelée, sonst auch Waid-Asche, Weid-Asche, Cinis infectorius, (weil sich die Weid-Färber selbiger sehr bedienen, und sie daher aus Franckreich und andern Orten in grossen Fässern und Einschlägen bringen lassen; wiewohl dieser Name bey dem Lemery der Pott-Asche, davon unten, beygeleget wird) genannt: sind die Wein-Hefen, welche getreugt und verbrannt oder calciniret worden. Sie nehmen die Neigen von dem Wein, nebst allen Hefen, lassen sie austrieffen und trocknen sie noch darzu aus: was ausgetroffen, destilliren sie und machen Branntewein davon, oder aber Wein-Essig und die ausgetreuften Kuchen treugen sie. Etliche nennen sie deshalben gravelée, weil sie auf dem Felde in grossen Löchern verbrennet und calciniret werden | indem wegen des dicken Dampfes, der davon aufzugehen pfleget, und denen Leuten zu beschwerlich fallen dürffte, es nicht erlaubet ist, sie in denen Städten zu verbrennen. Das flüchtige Salz derer Wein-Hefen wird bey dem Calciniren in der Lufft zerstreuet, hingegen bleibet in der verbrennten Materie gar sehr viel fixes Saltz zurücke; und das hält sie zum Theil wie einen Stein beysammen, Theils aber werden Grumpeln und Stücklein daraus, wie bei dem calcinierten Wein-Stein.

Allein dieses Saltz ist um ein gutes stärcker, denn das gemeine Wein-Saltz; weil die Hefen, da sie annoch flüssig waren, vielmehr als der trockne Wein-Stein fermentiret haben: wie solches Lemery in seinem Chymischen Wercke bey Bereitung des Lapidis caustici deutlich gewiesen. Man soll die Drusen-Asche erwählen, wenn es feine trockene, frisch bereitete, an der Farbe grün-blaulichte, salzigte und bittere Steine sind, welche voller alkalischen Saltzes sticken. Sie muss auch aus guten truckenen Wein-Hefen zubereitet, und nicht von denen Essig-Machern gekaufft worden sein. Die von Lion und aus Bourgogne kömmt, wird für die beste gehalten: man macht sie auch einige Meilen von Paris, und ist gemeiniglich eine Arbeit derer Essigmacher. Den Gebrauch und Nutzen betreffend, so ist sie zu denen Weid-Kiepen, die Lauge damit zu bereiten, sehr nöthig, und schürffet man zuweilen den Indig auch damit, weil sie die Farbe anfällig machet und für Flecken bewahret. So brauchen sie auch die Seiffen-Sieder, absonderlich aber diejenigen, welche die grüne Seiffe machen; ingleichen diejenige Leute, so die Fett- und andere Flecke aus denen Kleidern zu bringen pflegen. Sie reiniget ungemein starck, und ist brennend-heiß, zertheilet und eröffnet. Sie wird zu ein und andern Causticis und Etz-Mitteln, als zu dem Lapide infernali, wie auch zu denen Depilatoriis, dadurch die Haare können weggenommen werden, und Fomentis, zertreibenden Umschlägen genommen. Man kan sie auch einnehmen; doch muss sie mit sehr viel Wasser, oder einem andern dienlichen Nass zerlassen und vermischet worden seyn; als die Verstopfungen zu heben, oder die zähen Feuchtigkeiten und Schleim zu zertheilen.

Die Dosis ist von gr. iv. biß [scrup.] i. Es lässet sich auch aus dieser Asche ein Saltz, und aus diesem ein Oleum per deliquium bereiten, welche dem Sal. Tartar. und Ol. Tartar. per deliqu. an Kräfften gleich kommen, doch etwas stärcker und corrosiver sind. Hierher gehäret auch die Pott-Asche, Cinis clauellatus, (wiewohl dieser lateinische Name in des Lemery Material-Lex. pag. 311. der Drusen-Asche, doch ohne Grund beygeleget wird) Frantzösisch Potasse oder Vedasse, welche aus einem weissen und etwas blaulichten calcinirten Saltze bestehet, das Anfangs aus denen Tauben oder Clauellis derderjenigen Fässer und Potten, worinne die Weid-Asche kommt, gemacht und derowegen Cineres clauellati und Pott-Asche genennet worden sind, wie Jungius in Doxoscop. Phys. Part. II. Sect. II. c. 12. §, 3. lehret; doch wollen andere das Wort Clauellatus, von claudendo, von dem verschlossen, herleiten, weil diese Asche in ein Gefäß verschlossen wird, damit sie sich besser halte. Und weil gedachtes Saltz aus denen zu Asche verbrannten Fässern ausgelauget und nachmahls in grossen Kesseln abgesotten wird, heissen es einige auch | Kessel-Asche.

Nachdem aber solche Potten und Clauellae in solcher Menge nicht zu haben sind, dass man so viel Pott-Asche, als jährlich verthan wird, davon machen können, so hat man nachgehends auch das blosse Eichen-Holtz, woraus sie bestehen, dazu genommen, welches die Pott-Aschen-Krähmer in grosser Menge zu Asche verbrennen und das Saltz herauslaugen, welchers hernach in grossen dazu bereiteten Oefen ferner calciniret wird, dergleichen in dem berühmten Closter Haina, im Casselischen, zu sehen sind, wo die Pott-Asche in grosser Menge verfertiget, und sowohl ins Reich, als nach Holland und anderwerts geführet wird. Es kömmt auch aus Polen und Mocsau, über Dantzig, eine grosse Menge nach Holland, England und Franckreich. Die Art und Manier, wie alles damit zugehe, beschreibet vor andern Merret und Kunkelius am Ende derer Anmerckungen über des Neri Glaßmacher-Kunst p. 347. Wenn nemlich eine genungsame Menge Asche von Eichen oder andern Bäumen vorhanden ist, thut man solche in eine Bütte, welche entweder einen doppelten und durchlöcherten Boden, oder ein dichtes Gerüst von Stroh hat, dergleichen sich die Seiffen-Sieder zu ihren Laugen bedienen: stampffet die Asche wohl auf einander, und schüttetalsdenn so viel Wasser darauf, biß dass es über die Asch gehe.

Nachdem nun solches eine Nacht gestanden, so zapffet man die Laugen in dem darunter stehenden Zuber ab, und hebet sie, als die stärckere, besonders auf. Alsdenn kan man noch einmahl Wasser über die Asche giessen, und eine schwächere Lauge machen, welche an Statt des gemeinen Wassers, nachmahls auf frische Asche gegossen werden kan. Wenn man nun dieser Laugen genung und so viel, als man will, bekommen hat, so thut man sie in einen starcken eisernen und eingemaurten Kessel, also, dass der Kessel nur den dritten Theil voll ist, lässet sie wohl abrauchen, und damit immer so viel wieder zuflüsse, als abrauchet, setzet man eine kleine Bütte über den Kessel, aus dessen Hahn oder Zapffen das Wasser so dick, als ein Stroh-Halmen, immer in den Kessel nachflüsse, biß alle Laugen abgerauchet und endlich ein trocken Saltz daraus wird. Wenn dieses nun erkaltet, so schläget man es mit einem eisernen Meißel aus dem Kessel; und wenn man dieses schwartz-grauen Saltzes so viel beysammen hat, als die Mühe verlohnet, so wird es in einem Ofen also calciniret, dass es nicht schmeltze, sondern durch und durch wohl glühe. Will man nun wissen, ob das Saltz durch und durch gut und rein sey, so nimmt man eines von denen grösten Stücken heraus, lÃässet es kalt werden, und schläget es alsdenn von einander. Ist das Stück nun inwendig, wie aussen, gantz weiß, so ist es ein Zeichen, dass es recht und gut.

Wo aber nicht, so muss man es länger calcinieren, bis es schön weiß, und zum Theil von der Hitze etwas blaulicht werde, woran sonsten die Pott-Asche erkannt wird. Solche ist nun viel stärcker, als die vorige Drusen-Asche, mit welcher sie im übrigen gleichen Nutzen hat, und von denen Weid- und andern Färbern, Seiffen-Siedern und Glaßmachern häuffig gebraucht und verthan wird. So hat sie auch in der Chymie einen grossen Nutzen, und wird allda insgemein verstanden, wenn man des Salis alkali schlechterdings gedencket. Und ob man schon aus allen Kräutern, auf eben diese Manier ein dergleichen laugichtes Saltz auslaugen kan, so werden sie doch insgemein von dem Kraut, davon sie herrühren, benennet, als Sal. absinthii, centaur. Wiewohl gewiß, dass unter allen solchen fixen und urinösen Saltzen die Pott-Asche und das Weinstein-Saltz, (an dessen Stelle sie offt gebraucht wird) den Vorzug habe, auch viel besser und wohlfeiler zubekommen ist. Alle und jede Pottasche muss in einem wohl verwahrten Geschirr oder Fasse, an einem Orte, wo es trocken, aufgehoben werden: denn weil sie ein lächerichtes alkalisches Saltz bey sich führet, geräth die Lufft gar leicht darein, zerfrisset und zerschmeltzet sie. Das Wort Cinis kommt von [konis], puluis, Staub, Pulver, weil die Asche insgemein, wie Staub und Pulver ist. Faecinius, wird von Faece, Hefen, hergeleitet, weil sie aus Hefen bereitet wird. Gravelée, heißt die Drusen-Asche auf Frantzösisch, weil sie wie Gravier, wie Kies und Sand aussiehet.

 

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